Dschungelcamp – Orang-Utans und Lagerfeuerkaffee

Dschungelcamp – Orang-Utans und Lagerfeuerkaffee

Im Indonesischen (Bahasa Indonesia) bedeutet „Orang“ Mensch und „Utan“ Wald. Von diesen bedrohten Waldmenschen gibt es leider nicht mehr Viele. Durch Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen schwindet der Bestand langsam dahin. Trotz der schwindenden Zahl an Orang-Utans gibt es ein paar Orte, an denen du den Urwaldbewohnern begegnen kannst! Wolltest du schon immer in einem Dschungelcamp leben? Im Leuser-Nattionalpark hast du die Chance dazu! Mehr dazu erfährst du in diesem Blogeintrag.

Wo die Orang-Utans leben

Auf Sumatra gibt es aber noch ein paar Orte, an denen sich gewöhnliche Menschen und die Orang-Utans frei begegnen können. Zum einen wäre da Bukit Lawang, zum anderen Ketambe, die beide Teil des weitläufigen Leuser Nationalparks sind.

Bukit Lawang liegt im nordöstlichen Teil des Nationalparks und Ketambe ist ein kleines Dorf südwestlich davon gelegen über eine bewaldete Bergkette. Leider hat Bukit Lawang den Ruf, dass Touristenmassen das natürliche Umfeld für die Orang-Utans mittlerweile stark stören. Das liegt vor Allem an der besseren Erreichbarkeit von Bukit Lawang. Ein echtes Dschungelabenteuer erlebst du vor Allem dann, wenn du einen weiteren Weg auf dich nimmst.

Ich habe bei meiner Reise im „Friendship Guesthouse“ übernachtet. Die Bungalows sind sauber und in einer schönen kleinen Anlage gelegen. Du findest aber mehrere Unterkünfte in der Nachbarschaft.

Holzhütte in Ketambe als Unterkunft für Reisende

Ein Tag Erholung vor dem Dschungelabenteuer musste sein. In der Umgebung gab es ja auch ohne Dschungel schon viel zu entdecken! Wild wachsende Bananenstauden säumten den ungezähmten Flusslauf unterhalb der Holzhütten. In der Wiese wucherten Ananaspflanzen wie Unkraut und beim näheren Hinsehen entpuppte sich der Rasen als mit Mimosen gespickte Grünfläche. (Mimosen sind Pflanzen, die bei Berührung schnell ihre kleinen Blättchen schließen.) Ich muss dir wahrscheinlich nicht sagen, dass ich daran eine kindliche Freude hatte. Dann gab es natürlich auch weniger Erfreuliches. Bei einem Spaziergang am Straßenrand überfuhr zum Beispiel ein Kleinbus eine aufgescheuchte Ente. Das arme Tier überlebte kurz mit gebrochenen Knochen, bis sich ein Dorfbewohner ein Messer schnappte und vor unseren Augen kurzen Prozess mit ihr machte. Sehr eindrücklich…

Bananenstauden wachsen wild an einem sandigen Flussufer
Eine Ananas wächst wild in der Wiese

Leider war auch zum ersten Mal die indonesische Art der Müllentsorgung zu sehen. Quasi jedes Haus hat seinen eigenen kleinen Haufen, der ständig vor sich hin glimmt. In die Verbrennung vor der Haustüre kommt alles. Von Blättern bis Plastikbecher und Flip-Flops. Dementsprechend verqualmt ist die Luft in Siedlungsgebieten.

Auf dem Weg ins erste Dschungelcamp

Am nächsten Tag ging es los. Über den Leiter der Unterkunft hatten wir einen Guide namens Rudy und einen Träger gebucht, die uns in den Dschungel führen sollten. Der Träger (und gleichzeitig Koch) hatte sich bereits auf den Weg zum ersten Dschungelcamp gemacht. Das meiste Gepäck blieb zurück und nur das Nötigste wurde in einem kleinen Rucksack verstaut. Zusätzlich zu ein paar Ratschlägen bekamen wir noch kniehohe Stoffstulpen mit auf den Weg – gegen Blutegel. Nach ein paar hundert Metern an der Straße entlang, bog Rudy in einen kaum sichtbaren Dschungelpfad ein. Raus aus der Zivilisation, raus aus dem Telefonnetz (als Deutscher kennt man das ja), rein in den Urwald.

Um mich herum war der Dschungel jetzt voller fremder Geräusche und Gerüche. Ganz zu schweigen von den Pflanzen und Tieren, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Besonders beeindruckend waren die Lianen, die sich als kleine Pflanzen über Samen oder gigantische Luftwurzeln vermehren. Einmal an einem Wirtsbaum angekommen, hat dieser auf lange Sicht keine Chance mehr. Die Liane umwuchert den Stamm, dringt in die Krone ein und nimmt dem Baum die Ressourcen, bis dieser abstirbt. Zurück bleibt ein leeres Skelett, das als hoch aufragende Netzstruktur von dem gewonnenen Kampf zeugt.

Kleine rosarote Blüten im Dschungel von Ketambe
Netz aus Ästen von einer Liane um einen abgestorbenen Baum

Wo stecken die Orang-Utans?

Hier im Dschungel war vor allem die Feuchtigkeit zu spüren. Ich schwitzte wie ein Wasserfall, aber bei der hohen Luftfeuchtigkeit verdunstete kaum etwas. Rudy fand ein paar Spuren von Orang-Utans, aber von den Verursachern fehlte jede Spur. Dafür zeigten sich unangenehmere Zeitgenossen. Eigentlich ungewöhnlich für die Trockenzeit, regnete es jeden Tag. Kurz nach den Regengüssen kamen dann die Blutegel aus ihren Löchern gekrochen. Wie kleine Tentakel, die riechen und vorwärts wackeln können, verfolgten sie dann jeden Schritt in einem Tempo, das ich nicht für möglich gehalten hätte. Ekelhafte Biester.

Die Stunden gingen dahin und Orang-Utans waren noch nicht in Sichtweite gekommen. Auch wenn der Abenteuercharakter auch ohne die Menschenaffen durchaus ausreichend war. So erreichten wir das erste Camp, wo unser Träger schon dabei war, ein Zelt aus Plastikplanen zu errichten. Das Dschungelcamp lag mehr oder weniger direkt auf einer Sandbank am Flussufer.

Am Lagerfeuer zubereitet gab es Nasi-Goreng zu essen und Kaffee auf indonesische Art. Das Kaffeepulver wird dabei einfach mit kochendem Wasser übergossen. Wenn sich das Pulver am Boden abgesetzt hat, kann der Kaffee getrunken werden. Der Kaffee schmeckte nach europäischen Vorstellungen zwar fürchterlich, aber ich war ja nicht in Europa, sondern im Dschungel. Wer einen gut schmeckenden Kaffee aus Flusswasser im Topf am Lagerfeuer besser kochen kann, darf das gerne machen. 

Makaken belagern das Dschungelcamp

Die frechen Makaken, die unser Dschungelcamp im Rudel belagerten, hätten sich jedenfalls mit allem zufriedengegeben. Regelmäßig mussten die Guides kleinere Steinchen in Richtung der Tiere werfen, damit sie nicht zu aufdringlich wurden.

Erstkontakt mit den Orang-Utans

Nach der Stärkung und einer kleinen Pause machten wir uns nochmal auf den Weg. Immer tiefer in den Dschungel. So spannend die Umgebung mit ihrer Flora und Fauna auch war – die Orang-Utans hielten sich versteckt. Doch dann, im Schatten der schnell untergehenden Sonne, deutete Rudy noch in die Blätterkrone. Dort verbarg ein Orang-Utan Weibchen ihr Baby in einem Nest aus Blättern. Wir hatten gerade noch den Moment erwischt, in dem es Schlafenszeit wurde. Das Letzte, was wir von dem Orang-Utan Baby sahen, war ein Arm, der von der Mutter wieder hinter die Blätterfassade gezogen wurde. So kehrten wir nach der Expedition in das Dschungelcamp zurück, zuversichtlich, dass wir noch mehr zu sehen bekommen.

Abendessen im Dschungelcamp

Pünktlich um 18 Uhr kehrte die Dunkelheit im Dschungelcamp ein. Bei Kerzen- und Stirnlampenlicht wurde Reis mit Tempeh serviert. Tempeh kannte ich bis dahin noch nicht. Das sind Sojabohnen, die traditionell in der Sonne auf Bananenblättern fermentiert werden. Der fermentierende Pilz macht die Bohnen weich und lässt sie verklumpen. Die fermentierten Sojabohnen werden dann gebraten und gewürzt. Richtig lecker! Dieses Gericht rettete mich definitiv über die Zeit in Indonesien.

Tempeh mit Reis und Gemüse im Dschungelcamp

Der erste Tag im Dschungel ließ mich einfach nur staunen. Ich hatte nicht erwartet, bereits am ersten Tag einen Blick auf Orang-Utans zu erhaschen und war fasziniert von Allem um mich herum. Ich hätte nicht gedacht, mit welch einfachen Mitteln man ein Lager mitten im Nirgendwo aufschlagen kann und wie lecker man am Lagerfeuer kochen kann.

Ein wilder Bach fließt durch den Dschungel im Leuser Nationalpark

Hilfe für die Dschungelguides

Rudy und die Dschungelguides brauchen deine Unterstützung! Wenn du eine Tour in den Dschungel von Ketambe buchen möchtest, frag doch nach Rudy! Sein Facebookprofil habe ich dir verlinkt. Mit der Corona-Pandemie haben die ohnehin prekär beschäftigten Locals ihre gesamte Einkommensquelle verloren. Sie sind diejenigen, die den Dschungel schützen und den Menschen vor Ort andere Verdienste als Abholzung und Wilderei aufzeigen. Wenn du Rudy und seine Familie direkt unterstützen möchtest, stelle ich gerne einen Kontakt her!

Wie es ist, im Dschungel in heißen Quellen zu baden und was noch zwischen den Blättern auf dich wartet, erfährst du im nächsten Eintrag!

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